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Maulwurf Biologie
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Der (europäische) Maulwurf,
in ernst zu nehmender und satirischer Betrachtungsweise

Der Maulwurf - neugierig betrachtet und wegen seines Tuns manchmal verflucht; im Frühjahr scheinbar
neu erwacht - weil wieder ins Bewußtsein des Einzelnen rückend.

Das immerwährende Thema - in lustiger Weise aufgriffen, soll den interessierten Leser hier verweilen lassen.

Wilhelm Busch (in Dideldum, erschienen 1874) -- Zdeněk Miler (Trickfilm-Zeichner aus Prag, ab 1957)

Name, Lebensraum und Verbreitung

Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) ist eine Säugetierart aus der Familie der Maulwürfe (Talpidae), Unterfamilie der Altwelt-Maulwürfe (Talpinae), innerhalb der Ordnung der Insektenfresser (Eulipotyphla).

Seinen Namen hat der Maulwurf von dem alten Begriff "Molte" für Erde erhalten und hat nichts mit dem Begriff "Maul" zu tun.

Seine typischen Lebensräume sind nicht zu trockene Böden der Äcker, Wiesen und Wälder. Er meidet steinige, übersäuerte oder zu wässrige Böden. In Gebirgen ab 2500 m Höhe ist er nicht mehr anzutreffen.

Bis auf Irland und Island ist der europäische Maulwurf in ganz Europa vertreten, fehlt jedoch teilweise im südlichen Europa (z. B. Portugal, Spanien). Die Verbreitung in östliche Richtung reicht bis nach Sibirien (Gebiet der Flüsse Ob und Irtysch). Er bevorzugt also die gemäßigten Regionen und fehlt in den kühleren Gebieten Eurasiens, ebenso wie in der Kaukasusregion und im Mittelmeerraum.

DER MAULWURF - von WILHELM BUSCH

In seinem Garten freudevoll
Geht hier ein Gärtner namens Knoll.

A gardener by the name of Knoll
Goes for a joyful garden stroll.

Doch seine Freudigkeit vergeht;
Ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet.

Sozialverhalten und Ernährung

Maulwürfe haben keinen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus. Die Aktivität ist in Wach- und Schlafphasen aufgeteilt, jeweils mit einer Dauer von etwa 4 Stunden.
Sie bewohnen ein durchschnittlich 2000 Quadratmeter großes Revier. Nur in der Paarungszeit (im Frühling) erweitern die Männchen ihre Reviere beträchtlich, so daß es sich mit dem der Weibchen in der Umgebung überlappt.

Maulwürfe halten keinen Winterschlaf. Um in der kälteren Jahreszeit genug Nahrung zu finden, verlegen sie ihre Aktivitäten in tiefergelegene Bodenschichten und legen Vorräte an, vor allem lagern sie Regenwürmer. Dabei beißen sie ihnen die vorderen Körpersegmente ab, damit sie nicht entwischen können, aber am Leben bleiben.

Maulwürfe können gut schwimmen, meiden aber jeden Kontakt zum Wasser. Sie sind nicht blind.

Maulwürfe ernähren sich ausschließlich von wirbellosen Tieren, vor allem von Regenwürmern (90%) und Insekten sowie deren Larven und von Asseln und Schnecken. In geringem Ausmaß verzehren sie auch kleine Wirbeltiere. Die Tagesration entspricht in etwa dem eigenen Körpergewicht. Pro Jahr vertilgt ein einziger Maulwurf bis zu 37 kg Futter.

Die Nahrungssuche kann durch Graben im Erdreich, durch Durchwandern der Gänge und durch Suche auf der Erdoberfläche (dies bei Nahrungsknappheit oder großer Trockenheit und dann ausschließlich nachts) erfolgen.

Prinzipiell kann man sich über Maulwürfe freuen, denn ihre Anwesenheit zeigt, daß der Boden gesund ist, und es zahlreiche Lebewesen im Boden gibt.

Unbeliebt macht sich der Maulwurf also einzig und allein durch seine auffällige Bautätigkeit.

Schnell eilt er fort und holt die Hacke,
Daß er den schwarzen Wühler packe.

Jetzt ist vor allem an der Zeit
Die listige Verschwiegenheit.

Aha! Schon hebt sich was im Beet,
Und Knoll erhebt sein Jagdgerät.

Schwupp! Da - und Knoll verfehlt das Ziel.
Die Hacke trennt sich von dem Stiel.

Das Instrument ist schnell geheilt;
Ein Nagel wird hineingekeilt.

Und wieder steht er ernst und krumm
Und schaut nach keiner Seite um.

Klabumm! So krieg die Schwerenot! -
Der Nachbar schießt die Spatzen tot.

Doch immerhin und einerlei!
Ein Flintenschuß ist schnell vorbei.

Schon wieder wühlt das Ungetier.
"Wart!" denkt sich Knoll -
"Jetzt kommen wir."

Aktivitäten

Die unterirdischen Gänge können bis zu 200 m Länge aufweisen (im Mittel etwa 50 m). Die Nahrungsgänge werden nur knapp unter der Oberfläche angelegt und entstehen sehr schnell (bei lockerer Erde 20 - 30 cm je Minute = etwa 6 kg durch die Vorderfüße verschobene Erde pro Minute). Jüngere Maulwürfe legen ihre Gänge deutlich näher zur Erdoberfläche an als ältere Maulwürfe.

Das Aushubmaterial wird an die Oberfläche befördert, dabei liegen die typischen Haufen ca. 15 cm versetzt zum Tunnel. Die Nester liegen meist zwischen 50 und 80 cm unter der Erdoberfläche. Eine besonders große "Burg" kann ein Hinweis auf das darunter liegende Winternest (Durchmesser bis zu einem Meter) sein.
An das Hauptnest angeschlossen befinden sich einige (durch Gänge verbundene) Ausweichnester. Unterirdische Nester sind von einem ringförmigen Belüftungssystem umgeben.

Auf feuchten Wiesen baut er die so genannte Sumpfburg, einen riesigen Maulswurfshaufen, in der er sein Nest überirdisch anlegt.

Er schwingt die Hacke voller Hast -
Radatsch! - O schöner Birnenast!

Die Hacke ärgert ihn doch sehr,
Drum holt er jetzt den Spaten her.

Nun, Alter, sei gescheit und weise,
Und mache leise, leise, leise!

Schnarräng!! - Da tönt ihm in das Ohr
Ein Bettelmusikantenchor.

Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.

Kaum ist's vorbei mit dem Trara,
So ist der Wühler wieder da.

Schnupp! dringt die Schaufel, wie der Blitz,
Dem Maulwurf unter seinen Sitz.

Und mit Hurra in einem Bogen
Wird er herauf ans Licht gezogen.

Aujau! Man setzt sich in den Rechen
Voll spitzer Stacheln, welche stechen.

Und Knoll zieht für den Augenblick
Sich schmerzlich in sich selbst zurück.

Schon hat der Maulwurf sich derweil
Ein Loch gescharrt in Angst und Eil.

Doch Knoll, der sich emporgerafft,
Beraubt ihn seiner Lebenskraft.

Da liegt der schwarze Bösewicht.
Und wühlte gern und kann doch nicht;
Denn hinderlich, wie überall,
Ist hier der eigne Todesfall.

Schutz

Der Maulwurf gehört zu den besonders geschützten Tierarten und ist damit ausdrücklich per Gesetz unter besonderen Schutz gestellt.

Das bedeutet, dass er nicht gejagt, verfolgt, verletzt oder getötet werden darf.

Weiterführende Informationen dazu kann man aus der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) oder den Gesetzen über Naturschutz und Landschaftspflege des Bundes (Bundesnaturschutzgesetz/ BNatSchG) und der Länder erhalten. Bei Unklarheiten wenden Sie sich am besten an die für Ihre Region zuständigen Fachleute, z. B. in den Behörden der Gemeinden oder Kreise oder an ehrenamtliche Naturschutzhelfer.

Quellen

Wilhelm Busch, DIDELDUM: Der Maulwurf
http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/maulwurf.html, letzter Zugriff 21.3.2006 16:24 Uhr
http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/001/00065-Maulwurf/MZ00065-Maulwurf.html, letzter Zugriff 21.3.2006 17:59 Uhr

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Textliche Bearbeitung von Ulrich Klausnitzer © 2007-2009, 2011